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v5_thermische_isolierung

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v5_thermische_isolierung [2009/03/23 11:26] – created laehnemannv5_thermische_isolierung [2009/03/24 13:10] laehnemann
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-<texit info> +==== Einführung =====
-author=laehnemann +
-title=FGS +
-</texit> +
-    +
-===== V5 : THERMISCHE ISOLIERUNG =====+
  
-^V5 | THERMISCHE ISOLIERUNG |+Warum tragen wir im Sommer und im Winter Kleidung aus unterschiedlichen 
 +Materialien und unterschiedlicher Dicke?  
 +Warum hat die Kleidung der Astronauten als oberste Schicht eine dünne Aluminiumhaut? 
 +Die diesen Fragen zugrunde liegenden Mechanismen des Wärmetauschs  
 +zwischen einem System und seiner Umgebung sollen an einem einfachen  
 +Beispiel untersucht werden.
  
 +Von einem Körper wird Wärmeenergie auf drei Arten an die 
 +(kältere) Umgebung abgegeben:
  
 +  * durch Konvektion (Wärmetransport, der mit Materietransport verbunden ist);
 +  * durch Wärmeleitung (in Materie, jedoch ohne Materietransport);
 +  * durch Wärmestrahlung (elektromagnetische Strahlung).
 +
 +Geben Sie Beispiele für diese verschiedenen Transportmechanismen an.
 +
 +Bei den vier im Versuch verwendeten und mit Wasser gefüllten 
 +Gefäßen werden von Gefäß
 +zu Gefäß die Möglichkeiten des Wärmeaustauschs 
 +ausgeschaltet (siehe Tabelle 1).
 +
 +Tabelle 1: Arten des Wärmeaustauschs in unterschiedlichen Glasgefäßen: Gefäß 1 = einfaches Glasgefäß; Gefäß 2 = doppelwandiges Glasgefäß; Gefäß 3 = doppelwandiges Glasgefäß (evakuiert); Gefäß 4 = Dewargefäß (doppelwandig, evakuiert und verspiegelt).
 +^ ^ Wärmeaustausch durch ^^^
 +^ ^ Konvektion ^ Wärmeleitung ^ Wärmestrahlung ^
 +| Gefäß 1 | ja | ja | ja |
 +| Gefäß 2 | nein | ja | ja |
 +| Gefäß 3 | nein | nein | ja |
 +| Gefäß 4 | nein | nein | nein |
 +
 +Bei allen Gefäßen wird zusätzlich Wärme über die 
 +Wasseroberfläche abgegeben. 
 +Die Gefäße sollten daher die gleiche Querschnittsfläche
 +haben, damit dieser Störeffekt in allen Fällen gleich 
 +groß ist((Im Versuch hat Gefäß 1 eine etwas
 +kleinere Querschnittsfläche als die anderen Gefäße.
 +Der dadurch hervorgerufene Fehler kann aber bei der Auswertung 
 +vernachlässigt werden.)).
 +
 +Das Ziel des Versuchs ist es, aus den verschiedenen Geschwindigkeiten, 
 +mit denen sich das Wasser in den Gefäßen abkühlt, 
 +abzuschätzen, wie viel die einzelnen Mechanismen (Konvektion, 
 +Wärmeleitung und Wärmestrahlung) zum Temperaturausgleich 
 +beitragen.
 +==== Grundlagen =====
 +
 +Da die Abkühlungsgeschwindigkeit eines Körpers nur von 
 +der Temperaturdifferenz zu seiner Umgebung abhängt, ist es
 +zweckmäßig, mit der zeitabhängigen Differenz zwischen
 +Wassertemperatur <m>T(t)</m> und Umgebungstemperatur <m>T_U</m>, 
 +der so genannten Übertemperatur <m>\theta(t) = T(t) - T_{U}</m>, 
 +zu rechnen.
 +
 +Ein Körper kühlt umso schneller ab, je größer die Temperaturdifferenz zur Umgebung ist:
 +
 +<m 14>- {d\theta}/{dt} sim \theta .~~~</m> (1)
 +
 +Diese Proportionalität  lässt sich mematisch durch die 
 +Gleichung
 +
 +<m 14>
 +{d\theta}/{dt} = - a \theta ~~~</m> (2)
 +
 +beschreiben.
 +Das Minuszeichen besagt bei positiv eingeführter Konstante <m>a</m>, 
 +dass es sich mit fortschreitender Zeit um eine Abnahme der Temperatur
 +handelt (<m>dt > 0</m> und <m>d\theta < 0</m>). 
 +Eine Funktion, die die Gleichung (2) erfüllt, ist die 
 +Exponentialfunktion
 +
 +<m 14>
 +\theta(t) = \theta(0) e^{-a t} ,~~~</m> (3)
 +
 +
 +mit <m>\theta(0) = \theta(t=0)</m>.
 +Trägt man für die vier Gefäße die gemessenen 
 +Übertemperaturen als Funktion der Zeit <m>t</m> auf, sollten sich 
 +fallende Exponentialfunktionen ergeben, die umso flacher verlaufen, 
 +je besser die Isolierung des jeweiligen Gefäßes ist
 +(siehe Abbildung 1A).
 +
 +Ein Maß für die Wirksamkeit der Isolierung ist die Konstante <m>a</m> in 
 +der Exponentialfunktion in (3); sie gibt an, wie schnell die 
 +Temperatur mit der Zeit abfällt.
 +Die Konstante <m>a</m> heißt Abkühlrate; 
 +ihre Einheit ist <m>{[}a{]} = min^{-1}</m>.
 +
 +{{:v5_1.png|Abbildung 1:}}\\
 +//Abbildung 1: (A) Graphische Darstellung der Exponentialfunktion// <m>\theta_{i}(t) = \theta(0) e^{-a_{i} t}</m> 
 +//für vier verschiedene Werte// <m>a_{1} > a_{2} > a_{3} > a_{4}</m>//. (B)
 +Auftragung der Funktionen// <m>\ln{{(\theta_{i}(t)}/{\theta(0))}</m>// gegen die Zeit// 
 +<m>t</m>.
 +
 +Da man aus der graphischen Darstellung der Exponentialfunktion die 
 +Konstante <m>a</m> schlecht ablesen kann, bedient man sich einer 
 +mematischen Umformung, durch die sich der Abkühlprozess linear 
 +(d.h. als Gerade) darstellen lässt (siehe Abbildung 1B).
 +Aus (3) folgt durch Umformung und anschließender 
 +Logarithmierung:
 +
 +<m 14>
 +{\theta(t)}/{\theta(0)} = e^{-a t}~~~</m> (4)
 +
 +<m 14> \ln({\theta(t)}/{\theta(0)}) = - a t .~~~</m> (5)
 +
 +Als Steigung der Geraden erhält man die negativen Abkühlraten
 +<m>-a_{1}, \cdots, -a_{4}</m> der vier verschiedenen Gefäße 
 +(die Steigungsdreiecke zur Bestimmung der Geradensteigung sollten
 +möglichst groß sein, damit die Fehler von <m>a_{1}, \cdots a_{4}</m>
 +klein bleiben, vgl. Übung Ü2).
 +
 +Die Wärmeenergie <m>Q</m>, die ein Körper der Masse <m>m</m> und der 
 +spezifischen Wärmekapazität <m>c</m> abgibt, wenn er sich um eine
 +Temperaturdifferenz <m>\theta</m> abkühlt, ist
 +
 +<m 14>
 +Q = c m \theta .~~~</m> (6)
 +
 +Da sich in diesem Versuch die Übertemperatur <m>\theta(t)</m> mit der 
 +Zeit ändert (kleiner wird), ändert sich auch die abgegebene
 +Wärmeenergie <m>Q(t)</m>
 +Die Änderung <m>dQ/dt</m> bezeichnet man als 
 +Wärmestrom oder Wärmestromstärke. 
 +Es gilt also 
 +
 +<m 14>
 +{dQ}/{dt} = c m {d\theta}/{dt} .~~~</m> (7)
 +
 +Mit (2) folgt
 +
 +<m 14>
 +{dQ}/{dt} = - a c m \theta .~~~</m> (8)
 +
 +Im Experiment füllt man in alle Gefäße die gleiche 
 +Wassermenge. 
 +Dann kann man für eine bestimmte Übertemperatur 
 +(diese muss für alle vier Gefäße gleich sein) 
 +die Wärmeströme anhand der Abkühlraten <m>a_{1}, \cdots, a_{4}</m>
 +vergleichen.
 +Gefäß 1 und 2 unterscheiden sich z.B. gerade dadurch, dass bei 
 +Gefäß 2 die Konvektion ausgeschaltet ist. 
 +Die Differenz der Wärmeströme  
 +
 +<m 14>
 +{dQ_{1}}/{dt} - {dQ_{2}}/{dt} = 
 +{dQ_{K}}/{dt} \sim (a_{1} - a_{2})~~~</m> (9)
 +
 +ergibt den durch Konvektion verursachten Wärmestrom 
 +<m>dQ_{K}/dt</m>, der der Differenz der 
 +Abkühlraten proportional ist. 
 +Entsprechend kann man die anderen Wärmeströme 
 +<m>dQ_{L}/dt</m> (Wärmeleitung) 
 +und <m>dQ_{S}/dt</m> (Wärmestrahlung) ermitteln.
 +
 +==== Aufgabenstellung ====
 +
 +Füllen Sie die vier Gefäße mit jeweils gleicher 
 +Wassermenge der Temperatur von etwa <m>70^{\circ}C</m> und warten 
 +Sie bis die Thermometer in den Gefäßen nicht mehr weiter 
 +steigen. 
 +Messen Sie die Raumtemperatur <m>T_{U}</m> und kontrollieren Sie 
 +in regelmäßigen Abständen, ob sie konstant bleibt. 
 +Messen Sie zehn Mal in Abständen von fünf Minuten die
 +Wassertemperaturen in allen vier Gefäßen.
 +
 +**Auswertung**
 +
 +  - Stellen Sie <m>\ln({\theta(t)}/{\theta(0)})</m> als Funktion der 
 +Zeit <m>t</m> graphisch dar, und bestimmen Sie daraus die Abkühlraten 
 +<m>a_{1}</m> bis <m>a_{4}</m>.
 +  - Berechnen Sie die Wärmeströme der vier Gefäße 
 +für eine Wassermenge der Masse <m>m = 500</m> g (spezifische 
 +Wärmekapazität von Wasser: <m>c = 4.2</m> Ws/(gK)) und für 
 +eine Übertemperatur von <m>50~^{\circ}</m>C.
 +  - Vergleichen Sie anhand dieser Wärmeströme die 
 +Effektivität der verschiedenen Isoliermaßnahmen.
v5_thermische_isolierung.txt · Last modified: 2009/04/21 12:01 by laehnemann

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