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<texit info> author=laehnemann title=V5 </texit>
V5 - Versuchsanleitung
V5 | THERMISCHE ISOLIERUNG |
---|
Einführung
Warum tragen wir im Sommer und im Winter Kleidung aus unterschiedlichen Materialien und unterschiedlicher Dicke? Warum hat die Kleidung der Astronauten als oberste Schicht eine dünne Aluminiumhaut? Die diesen Fragen zugrunde liegenden Mechanismen des Wärmetauschs zwischen einem System und seiner Umgebung sollen an einem einfachen Beispiel untersucht werden.
Von einem Körper wird Wärmeenergie auf drei Arten an die (kältere) Umgebung abgegeben:
- durch Konvektion (Wärmetransport, der mit Materietransport verbunden ist);
- durch Wärmeleitung (in Materie, jedoch ohne Materietransport);
- durch Wärmestrahlung (elektromagnetische Strahlung).
Geben Sie Beispiele für diese verschiedenen Transportmechanismen an.
Bei den vier im Versuch verwendeten und mit Wasser gefüllten Gefäßen werden von Gefäß zu Gefäß die Möglichkeiten des Wärmeaustauschs ausgeschaltet (siehe Tabelle 1).
Tabelle 1: Arten des Wärmeaustauschs in unterschiedlichen Glasgefäßen: Gefäß 1 = einfaches Glasgefäß; Gefäß 2 = doppelwandiges Glasgefäß; Gefäß 3 = doppelwandiges Glasgefäß (evakuiert); Gefäß 4 = Dewargefäß (doppelwandig, evakuiert und verspiegelt).
Wärmeaustausch durch | |||
---|---|---|---|
Konvektion | Wärmeleitung | Wärmestrahlung | |
Gefäß 1 | ja | ja | ja |
Gefäß 2 | nein | ja | ja |
Gefäß 3 | nein | nein | ja |
Gefäß 4 | nein | nein | nein |
Bei allen Gefäßen wird zusätzlich Wärme über die Wasseroberfläche abgegeben. Die Gefäße sollten daher die gleiche Querschnittsfläche haben, damit dieser Störeffekt in allen Fällen gleich groß ist1).
Das Ziel des Versuchs ist es, aus den verschiedenen Geschwindigkeiten, mit denen sich das Wasser in den Gefäßen abkühlt, abzuschätzen, wie viel die einzelnen Mechanismen (Konvektion, Wärmeleitung und Wärmestrahlung) zum Temperaturausgleich beitragen.
Grundlagen
Da die Abkühlungsgeschwindigkeit eines Körpers nur von
der Temperaturdifferenz zu seiner Umgebung abhängt, ist es
zweckmäßig, mit der zeitabhängigen Differenz zwischen
Wassertemperatur und Umgebungstemperatur
,
der so genannten Übertemperatur
,
zu rechnen.
Ein Körper kühlt umso schneller ab, je größer die Temperaturdifferenz zur Umgebung ist:
(1)
Diese Proportionalität lässt sich mematisch durch die Gleichung
(2)
beschreiben.
Das Minuszeichen besagt bei positiv eingeführter Konstante ,
dass es sich mit fortschreitender Zeit um eine Abnahme der Temperatur
handelt (
und
).
Eine Funktion, die die Gleichung (2) erfüllt, ist die
Exponentialfunktion
(3)
mit .
Trägt man für die vier Gefäße die gemessenen
Übertemperaturen als Funktion der Zeit
auf, sollten sich
fallende Exponentialfunktionen ergeben, die umso flacher verlaufen,
je besser die Isolierung des jeweiligen Gefäßes ist
(siehe Abbildung 1A).
Ein Maß für die Wirksamkeit der Isolierung ist die Konstante in
der Exponentialfunktion in (3); sie gibt an, wie schnell die
Temperatur mit der Zeit abfällt.
Die Konstante
heißt Abkühlrate;
ihre Einheit ist
.
Abbildung 1: (A) Graphische Darstellung der Exponentialfunktion
für vier verschiedene Werte
. (B)
Auftragung der Funktionen
gegen die Zeit
.
Da man aus der graphischen Darstellung der Exponentialfunktion die
Konstante schlecht ablesen kann, bedient man sich einer
mematischen Umformung, durch die sich der Abkühlprozess linear
(d.h. als Gerade) darstellen lässt (siehe Abbildung 1B).
Aus (3) folgt durch Umformung und anschließender
Logarithmierung:
(4)
(5)
Als Steigung der Geraden erhält man die negativen Abkühlraten
der vier verschiedenen Gefäße
(die Steigungsdreiecke zur Bestimmung der Geradensteigung sollten
möglichst groß sein, damit die Fehler von
klein bleiben, vgl. Übung Ü2).
Die Wärmeenergie , die ein Körper der Masse
und der
spezifischen Wärmekapazität
abgibt, wenn er sich um eine
Temperaturdifferenz
abkühlt, ist
(6)
Da sich in diesem Versuch die Übertemperatur mit der
Zeit ändert (kleiner wird), ändert sich auch die abgegebene
Wärmeenergie
.
Die Änderung
bezeichnet man als
Wärmestrom oder Wärmestromstärke.
Es gilt also
(7)
Mit (2) folgt
(8)
Im Experiment füllt man in alle Gefäße die gleiche
Wassermenge.
Dann kann man für eine bestimmte Übertemperatur
(diese muss für alle vier Gefäße gleich sein)
die Wärmeströme anhand der Abkühlraten
vergleichen.
Gefäß 1 und 2 unterscheiden sich z.B. gerade dadurch, dass bei
Gefäß 2 die Konvektion ausgeschaltet ist.
Die Differenz der Wärmeströme
(9)
ergibt den durch Konvektion verursachten Wärmestrom
, der der Differenz der
Abkühlraten proportional ist.
Entsprechend kann man die anderen Wärmeströme
(Wärmeleitung)
und
(Wärmestrahlung) ermitteln.
Aufgabenstellung
Füllen Sie die vier Gefäße mit jeweils gleicher Wassermenge der Temperatur von etwa und warten Sie bis die Thermometer in den Gefäßen nicht mehr weiter steigen.
Messen Sie die Raumtemperatur
und kontrollieren Sie in regelmäßigen Abständen, ob sie konstant bleibt.
Messen Sie zehn Mal in Abständen von fünf Minuten die Wassertemperaturen in allen vier Gefäßen.
Auswertung
- Stellen Sie
als Funktion der Zeit
graphisch dar, und bestimmen Sie daraus die Abkühlraten
bis
.
- Berechnen Sie die Wärmeströme der vier Gefäße für eine Wassermenge der Masse
g (spezifische Wärmekapazität von Wasser:
Ws/(gK)) und für eine Übertemperatur von
C.
- Vergleichen Sie anhand dieser Wärmeströme die Effektivität der verschiedenen Isoliermaßnahmen.